«Ein stümperhafter Fehler», so SF-DRS-Chefredaktor Ueli Haldimann zum fingierten Abschiedsbrief im «10 vor 10»-Bericht über den ZKB-Amoklauf von letzter Woche. Das Magazin «10 vor 10» von SF DRS präsentierte einen nachgestellten Brief, ohne ihn als solchen zu deklarieren. Die Kamera strich über handgeschriebene Zeilen, in denen einzelne Worte - etwa ZKB - erkennbar waren. Das Publikum der «10 vor 10»-Sendung vom Dienstag erhielt den Eindruck, die Redaktion verfüge über eine Kopie jenes Schreibens, welches der 56-jährige Banker verfasst hatte, bevor er am Tag zuvor in der ZKB-Filiale am Zürcher Tessinerplatz zwei Vorgesetzte erschoss.
Tatsächlich war der Brief von der Redaktion selbst verfasst worden, wie SF-DRS-Chefredaktor Ueli Haldimann einen Bericht der «SonntagsZeitung» bestätigte. Es sei durchaus zulässig, einen Vorgang zu inszenieren. Allerdings nur mit Deklaration: Die entsprechenden Bilder müssten deutlich als Inszenierung gekennzeichnet werden. Er werde die Angelegenheit untersuchen, sobald er von seinem momentanen Auslandaufenthalt zurück sei, sagte er.
«10 vor 10»-Redaktionsleiter Klaus Vieli beteuerte, man habe die Zuschauer nicht täuschen wollen. Das Ganze sei ein «ärgerlicher Fehler», den man sehr bedaure, wie er gegenüber der SDA sagte. Es sei klar, dass die Darstellung so, wie sie ausgestrahlt wurde, gegen die Hausregeln verstosse. Zum Hergang erklärte Vieli, man habe auf Grund der polizeilichen Informationen von dem Abschiedsbrief gewusst. Und weil das Medium Fernsehen «Bilder braucht», habe man ein «Symbolbild» hergestellt. Im Stress sei die Einblendung vergessen worden, welche den Brief als solches «Symbolbild» deklariert hätte.
Sonntag
11.07.2004